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Thea Wulff

Dein Handy: Ein bisschen Distanz tut gut

Aktualisiert: 5. März 2022

Acht Inspirationen, die Dir helfen, Deinen Handy-Konsum zu reduzieren

Ich gebe zu, ich mag diese kleinen Wischtelefone und es gab Zeiten in meinem Leben, da war mein Handy meine dritte Gehirnhälfte. Nichts ging mehr ohne. Aber irgendwann machten sich auch bei mir die Nachteile dieser durchaus praktischen Mini-Computer bemerkbar: Jederzeit erreichbar, der ständige Blick aufs Telefon, immer wieder Ablenkungen und um mich herum lauter Menschen, die lieber auf ihrem Handy rumwischen statt ihrem Gegenüber in die Augen zu schauen oder ein gutes Buch zu lesen. Ich spreche mit Klient*innen, die sich mehr Achtsamkeit in ihrem Leben wünschten, aber es selbst in einer Coaching-Sitzung nicht schafften das kleine Dinge mal zur Seite zu legen - ohne dass ich extra darauf hinweisen müsste. Und spätestens als ein Klient auf die Frage, wie er denn in letzter Zeit schlafe, für die Antwort nach seinem Handy mit der entsprechenden Schlaf-Tracking-App griff, war für mich der Zeitpunkt gekommen auch mal meinen eigenen Handy-Konsum kritisch zu hinterfragen. Und verstehe mich bitte nicht falsch. Dies hier wird kein Aufruf, gänzlich auf das Handy zu verzichten. Ich genieße es durchaus schnell mit zwei Klicks ein Bahnticket zu kaufen oder schnell mal etwas nachzuschlagen. Aber ich will mein Handy - so wie jedes technische Gerät - kontrollieren und selbst entscheiden, wann, wofür und wie ich es nutze. Nicht anders herum. Denn natürlich haben diese kleinen Geräte nicht umsonst den Namen Smartphone. Was da passiert, ist aus Sicht der Hersteller und App-Anbieter durchaus smart. Nur macht es uns Nutzer keineswegs smarter und es ist durchaus Vorsicht geboten. Denn Handys sind wie Schokolade. Nie würde es mir einfallen gegen einen heißen, dicken Kakao oder guten, saftigen Schokokuchen anzuschreiben. Aber wir alle wissen: Zu viel davon und wir werden fett, faul und zahnlos. Also kündige nicht gleich Deinen Handyvertrag, aber hol Dir auf jeden Fall die Kontrolle zurück. Dann gibt es zur Belohnung auch mehr Energie und Achtsamkeit in Deinem Leben.


Trenne beruflich und privat

Ich kann verstehen, dass es praktisch ist, alles auf einen Gerät zu haben und nur ein Handy in der Tasche zu tragen. Der Nachteil: Du machst nie wirklich Feierabend. Schnell noch ein Blick in die Emails und schwups bist Du mit Deinen Gedanken schon wieder im Büro. Deshalb investiere - sofern Du es noch nicht hast - in ein zweites Handy und trenne auf beiden Geräten strickt das berufliche vom privaten. Deine Freunde und Familienmitglieder bekommen die eine Nummer, Deine Geschäftskontakte die andere. Und ähnlich trennst Du natürlich Email-Zugänge, Kontakte, Kalender und alle weiteren Apps. Ein Telefon wird Dein kleiner Computer für den Job, das andere ein kleiner Computer für Dein Privatleben. Dein Job-Telefon kannst Du dann ohne Weiteres zum Feierabend und am Wochenende ausgeschaltet in die Ecke legen - ohne den Kontakt zur privaten Außenwelt zu verlieren. Wenn Du auch außerhalb Deiner Arbeitszeiten für Notfälle erreichbar sein willst oder musst, schalte alle akustischen Benachrichtigungen für Nachrichten, Emails etc. aus und bitte Deine Kolleg*innen, in Notfällen tatsächlich auch anzurufen - anstatt darauf zu hoffen, dass Du auch am Wochenende oder im Urlaub regelmäßig in Deine Emails schaust.


Mach Dein Telefon wieder zum Telefon

Smartphones können so viel mehr als nur telefonieren. Das ist einerseits praktisch, birgt aber andererseits auch die Gefahr, dass wir ständig auf unsere Telefone schauen. Denn wenn Dein Telefon zum Beispiel auch Dein Wecker ist, nimmst Du es natürlich auch mit ins Bett und bist beim morgendlichen Klingeln mit dem ersten Handgriff schon an Deinem Telefon und dann wahrscheinlich auch sehr schnell in irgendeiner App, Deinen Emails oder Deinem Kalender. Reduziere deshalb die Funktionen Deines Telefon: Kauf Dir einen Wecker fürs Schlafzimmer, stell ein Radio in Deine Küche, kauf Dir einen iPod oder CD-Player für die Musik unterwegs, hab eine Zeitung oder ein Buch für Wartezeiten oder Bahnfahrten in der Tasche… Je weniger Funktionen Dein Smartphone in Deinem Alltag übernimmt, desto mehr Möglichkeiten hast Du, es auch mal zur Seite zu legen. Geh mal alle Apps auf Deinem Handy durch und überlege Dir, wie Du deren Funktionen vielleicht auch ohne Dein Smartphone möglichen machen kannst.


Leere Deinen Sperrbildschirm

Wieviele Apps dürfen Dich im Laufe des Tages anstupsen, unterbrechen und stören? Es ist durchaus sinnvoll, mal in Ruhe durch die Einstellungen Deines Geräts zu gehen und genau zu überlegen, welcher App Du dieses recht einräumst. Denn jede - selbst geräuschlose - Mitteilung auf Deinem Sperrbildschirm führt unweigerlich darauf, dass Du Dich mit Deinem Handy für einen kurzen Moment beschäftigst. Selbst wenn Du dann entscheidest, eine bestimmte Mitteilung zu ignorieren, bist Du trotzdem kurz abgelenkt und musstest mindestens eine Entscheidung treffen. Und damit verlierst Du nicht nur Konzentration und Fokus, sondern auch eine Menge Energie. Also reduzier die Benachrichtigungsfunktionen auf ein absolutes Minimum - im besten Fall natürlich auf Null. Denn Du solltest selbst entscheiden, wann Du das nächste Mal bei Instagram vorbeischaust oder in Deinen Kalender blickst.


Schick Dein Handy regelmäßig in den Pausenraum

Stell Dir vor, Du müsstest eine wichtige, größere Aufgabe im Homeoffice erledigen, aber Dein Kind ist ebenfalls zu Hause. Wahrscheinlich würdest Du - je nach Alter - versuchen Deinem Kind zu erklären, dass Du Dich für die nächste Stunde konzentrieren musst und dass es toll wäre, wenn Dein Kind deshalb allein und in Ruhe in seinem Zimmer spielt… Mach es mit Deinem Smartphone genau so. Lass es nicht einfach neben Deiner Computertastatur liegen, sondern lege es bewusst an einen Ort, den Du als „Pausenraum“ für Dein Handy definierst. Dort darf es dann für die nächsten ein, zwei Stunden alleine spielen. Und wenn Du mit Deiner Aufgabe fertig bist, dann wird es auch mit ganz viel wisch-wisch fürs ruhig sein belohnt. Das gilt übrigens auch für Gespräche mit anderen Menschen: Sei höflich, sei fokussiert, sei präsent und aufmerksam. Dein Handy wartet so lange in Deiner Tasche.



Weck Dein Handy nicht zu früh

Im Handy-Pausenraum darf Dein Diensthandy (natürlich auch Dein privates Telefon) über Nacht auch schlafen. Denn es kommt natürlich nicht mit in Dein Schlafzimmer. Achte darauf, dass Du Dein Handy nicht zu früh weckst. Starte mit Dir selbst oder Deinen Liebsten in den Tag, tue Dinge, die Dir gut tun und Dir Energie verschaffen und entscheide selbst, wann Du das erste Mal auf Dein Handy schaust. Denn hast Du das erstmal getan, ist Dein halbes Hirn ab diesem Moment bereits im Büro. Du bist nicht mehr fokussiert auf einen guten Start in den Tag, sondern beschäftigst Dich nebenbei - vielleicht auch nur unbewusst - mit all den wichtigen Aufgaben und Problemen, die im Büro auf Dich warten. Auch das ist Multitasking, definitiv nicht produktiv und alles andere als achtsam. Deshalb entscheide selbst und bewusst, wann Dein Arbeitstag startet und wann er endet. Schick Dein Handy zum Feierabend schlafen und wecke es erst zum tatsächlichen Beginn Deines Arbeitstags wieder auf. Mit diesem kleinen Ritual kannst Du wunderbar die Grenze zwischen beruflich und privat ziehen, die in diesen Zeiten zum Leiden vieler immer mehr aufweicht.


Lass Dein Handy mal zu Hause

Es gibt viele Situationen, da ist es gut, ein Handy dabei zu haben. Aber auch hier gilt: Nicht immer. Schnell mal in den Supermarkt, ein Spaziergang… Wie wichtig ist es dabei wirklich, Dein Handy bei Dir zu tragen? Deinen Impfausweis gibt’s auch auf Papier und niemand stirbt, wenn Du mal ein Stündchen nicht erreichbar ist. Stattdessen kannst Du ganz ohne Ablenkung auf Deinem Spaziergang Deine Umgebung wahrnehmen oder ganz bewusst an der Supermarktkasse warten und Dich dabei fragen, wie es Dir gerade geht. Das sind wunderbare Übungen für mehr Achtsamkeit und Dein Gehirn wird sich für die Entspannung zwischendurch mit mehr Energie und Konzentration bedanken. Deshalb: Bevor Du das Haus verlässt, entscheide bewusst: Nehme ich das kleine Ding mit oder nicht? Kleb Dir am besten als Erinnerung einen PostIt-Zettel an die Wohnungstür.


Überprüfe Deinen Nutzen von sozialen Medien

Ich könnte jetzt lang und breit über den Sinn und Unsinn von sogenannten sozialen Medien schwadronieren. Tue ich aber nicht. Ich bin ja keine Wanderpredigerin. Aber ich lege Dir zumindest ans Herz, mal über Deinen Nutzen von sozialen Medien nachzudenken. Was bringt es Dir wirklich? Macht es Dir Spaß? Kannst Du dabei entspannen? Inspiriert es Dich? Ok. Dann ist alles gut. Aber wenn es Dich eigentlich nervt, wieviel Zeit Du mit dem Scrollen bei Facebook und Co verbringst… wenn es Dich nicht mehr inspiriert sondern nur unter Druck setzt … dann musst Du auch nicht gleich Deinen Account löschen, aber zumindest mal die App für eine Weile nach ganz hinten schieben, auslagern oder vom Handy nehmen. Mach die Hürde, um „nur mal ganz schnell bei Instagram…“ einfach höher und dann schau mal, ob Du wirklich etwas Elementares vergisst. Es geht nicht mir nicht darum, die sozialen Medien zu verteufeln, sondern darum, dass Du bewusst entscheidest, wie Du Deine Zeit verbringen möchtest.


Werde nicht blinder als Dein Handy

Das Angebot an Apps, die uns unser Leben erleichtern sollen, ist schier unendlich. Und in manchen Fällen macht das auch unheimlich viel Sinn. Menschen mit chronischen Erkrankungen profitieren ungemein von Apps, die Daten zu ihren Körperfunktionen sammeln und auswerten. Aber kein gesunder Mensch braucht das. Keine App der Welt wird Dein Schlafproblem lösen und vor allem solltest Du auch ohne eine App auf die Frage, wie Du geschlafen hast, antworten können. Wir sind mit großartigen Sinnen ausgestattet. Nutze sie und überlass es nicht Deinem Wischphone, die Welt für Dich wahrzunehmen. Wenn Du wissen willst, wie das Wetter ist, schau aus dem Fenster. Geh raus und frag nicht Dein Handy. Nutz mal wieder einen Stadtplan und entscheide selbst, wie Du von A nach B kommst. Und vor allem schieb niemandem einen Ring um seinen Penis, damit Dir ein dazugehöriger Algorithmus erklärt, wie guter Sex funktioniert. (Ja, diese App gibt’s auch).


Kurzum: Dein Handy ist ein technisches Gerät. Nutze es genau so und nicht wie einen Teil Deines Körpers.


Wenn Du Fragen hast, schreib mir gern in die Kommentare oder erzähl mir und anderen davon, wie es bei Dir funktioniert oder auch welche Tipps und Tricks Du noch hast.


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